Stadtkultur Münster

Bild 28.02.22 um 12.17

Die Musikhochschule am Leonardo-Campus in Nachbarschaft zur Kunstakademie

Konzerte im neuen Saal der Musikhochschule, und im Foyer ständig wechselnde Ausstellungen der Kunstakademie. Wäre das nicht eine tolle Perspektive für beide?

Eine neue Musikhochschule mit eigenem Charme

Schon die Zentrale am Ludgeriplatz ist alles andere als geeignet. Das ehemalige Bankgebäude wurde vor vielen Jahren notdürftig für musikalische Zwecke umgebaut. Die Konzerte der Studierenden finden in der ehemaligen Schalterhalle statt. Die steigenden Studierendenzahlen und die Ausweitung des Studienangebots haben inzwischen mehrere Nebenstandorte notwendig gemacht, die genau so wenig als Übe- oder Unterrichtsorte für Musiker:innen bestimmt waren. Seit 2019 hat der Rektor den Plan, eine neue Hochschule zu bauen. Und – nach seiner Auskunft – sind die erforderlichen Finanzen vom Land NRW bereitgestellt.

Das Konzept des Musik-Campus verspricht viele Synergieeffekte zwischen den drei Institutionen WSfM, Sinfonieorchester und Musikhochschule.  Da ist viel von fruchtbarer Begegnung von Profis und Laien und von Zusammenarbeit die Rede. Aber was haben die drei Institutionen bei genauem Hinsehen wirklich miteinander zu tun?

Was die Musikhochschule betrifft: Die an mehr als 50 Standorten in der Stadt Basismusikalisierung betreibende Westfälische Schule für Musik wird kaum Nutzen daraus ziehen, mit einer Musikhochschule zusammenzuarbeiten, die lieber Starsolist:innen für den vorwiegend asiatischen Markt ausbildet als Instrumentallehrer:innen für die Region. Die würden wirklich dringend gebraucht, auch in der Westfälischen Schule für Musik. Musikpädagogische Studiengänge werden an der Musikhochschule zwar angeboten, aber in nur sehr geringem Maße von Studierenden belegt.

Daher ist auch umgekehrt für die Studierenden kein Gewinn zu ziehen aus einer benachbarten Musikschule. Die internationale Studierendenschaft hat so gut wie kein Interesse an der Ausbildung von Kindern, folglich auch nicht an möglichen Unterrichtspraktika bei den Fachleuten für musikalische Ausbildung im Kindes- und Erwachsenenalter.

Kooperationen zwischen Hochschule und Sinfonieorchester gibt es im Prinzip bereits. Orchestermusik:innen haben – vor allem für Instrumente mit wenigen Studierenden, Lehraufträge an der Hochschule. Qualifizierte Studierende haben in Einzelfällen die Möglichkeit, als Aushilfen oder Praktikant:innen im Orchester zu arbeiten. Für diese Kooperationen bedeutet die räumliche Nähe höchstens das Einsparen von Wegen bei einzelnen Betroffenen.

Fazit: mögliche Vorteile für die Hochschule im Musik-Campus lägen höchstens in der Mitnutzung von Räumen. Inhaltlich sind keine bedeutenden Weiterentwicklungen in den Institutionen zu erwarten.

Am Leonardocampus ist Platz für einen weiteren Kreativbau. Die Synergien mit der dort angesiedelten Bildenden Kunst sind unter Umständen sogar größer als die mit der Westfälischen Schule für Musik. (Gleiche Altersgruppe, sich befruchtende unterschiedliche künstlerische Felder). So könnte zum Beispiel das Foyer des integrierten Konzertsaals (300 Plätze) einen Ort für ständig wechselnde Ausstellungen der Kunstakademie bilden und Konzertinteressierte als Publikum gewinnen. Umgekehrt bieten die benachbarten Ausstellungsräume der Kunstakademie besondere Rahmen für innovative Musikdarbietungen.