Stadtkultur Münster

Die aktuelle Debatte zum zukünftigen Musikleben Münsters in den Medien

Öffentliche Positionierungen 

stadtkultur kommentiert

Prof. Dr. Johannes Wessels (wiedergewählter Rektor der WWU)

beantwortet in einem Interview der WN die Frage

Wundern Sie sich eigentlich darüber, dass es immer noch Widerstand gegen die Idee gibt, den Campus etwas abseits der Innenstadt anzusiedeln?

folgendermaßen:

Wessels: Ich nehme wahr, dass es bisweilen schwerfällt, Münster anders zu denken. Wer sich jetzt gerade am Coesfelder Kreuz umschaut, sieht in diesem Viertel gewaltige Veränderungen durch die neuen Hochschulbauten – dort entsteht ein neuer Stadtteil. Das Areal in der Hittorfstraße, wo der Musik-Campus entstehen soll, in unmittelbarer Nähe des Schlossgartens und wunderbar gelegen, hat den unschätzbaren Vorteil, dass es uns schon gehört. Wer uns ein zentraleres Grundstück schenken will, möge das gern tun. Aber mit der jetzigen Dynamik in der Gegend stellt der Campus eine gelungene Verbindung in die Stadt dar.

stadtkultur möchte darauf aufmerksam machen,

dass genau diese neuen Hochschulbauten, das Verkehrskreuz, die umliegende Kaserne und die Wohnbebauung das Problem sind! Es geht nicht in erster Linie um die geografische Entfernung von Münsters historischem Zentrum, sondern um das fehlende urbane Umfeld, unverzichtbare Bedingung für blühendes kulturelles Leben und eine aktive Nutzung des Gebäudes durch die Stadtgesellschaft. Der Schlossgarten ist ohne Frage wunderbar, ist aber für die beschriebene Lage des geplanten Musik-Campus  kaum relevant.

Martin Henning (künstlerischer Leiter des Philharmonischen Chors Münster)

in einem Leserbrief an die WN (Ausschnitt): Alle Jahre wieder suchen wir nach geeigneten Räumen für gemeinsame Proben, die im Theater aufgrund der dortigen mangelhaften Raumsituation nicht möglich sind. Diese ständige Suche hätte mit professionell eingerichteten Räumen auf einem Musik-Campus ein Ende, und der Campus würde allen ein motivierendes und technisch gut ausgestattetes Umfeld bieten.

Bislang veranstaltet der Philharmonische Chor seine Konzerte fast ausschließlich in münsterischen Kirchen. Dabei entstehen jeweils hohe vierstellige Kosten für Podestaufbauten, Beleuchtung und Zusatzbestuhlung; ein professionell ausgestatteter Konzertsaal würde all das schon bereitstellen und zudem einen Backstage-Bereich vorhalten, der an anderen Orten komplett fehlt.

stadtkultur kann die Sehnsucht aller Musikschaffenden 

nach einem geeigneten Proben- und Konzertort gut verstehen und bekräftigt ihre Dringlichkeit. Allerdings würden die vierstelligen Kosten für die Herrichtung des Kirchenraums dann wohl zukünftig als Mietkosten an die Betreiber des Musik-Campus gehen (Vergleiche bieten die Tarife der städtischen Halle Münsterland). Bisher hat die Verwaltung noch kein Betreiberkonzept für den MC nachgewiesen. Ein Grund unter anderen könnte sein, dass man der Freien Szene noch nicht verraten möchte, wie hoch die Mietkosten sein werden. Umsonst wird sie den MC wohl nicht bekommen: allein die  Probenräume zur exklusiven Nutzung durch die Freie Szene kosten 5,6 Mio Euro!

Anja Kreysing (freischaffende Klang- und Konzeptkünstlerin aus Wolbeck)

betont in einem Video für den Musik-Campus die Bedeutung des gemeinsamen Ortes. Sie hofft darauf, dort
bei zufälligen Begegnungen Musiker:innen des Sinfonieorchesters oder den GMD für gemeinsame Projektideen zu gewinnen und findet das fantastisch.

stadtkultur gibt zu bedenken,

dass die Begegnung mit dem GMD frühestens in acht bis zwölf Jahren stattfinden könnte. Was spricht dagegen, Golo Berg schon heute ein gemeinsames Projekt auf konventionellem Wege per Mail oder Telefon vorzuschlagen, unabhängig davon, wo das Sinfonieorchester beheimatet ist?

Jan Klare (Saxofonist, Bandleader, Komponist) 

spricht sich in einem Werbefilm für den Musik-Campus als geeigneten Produktionsort für die Freie Szene aus. Er rechnet mit unabhängiger Kuration und mit Ressourcen, die zur Verfügung stehen, um seine Projekte umzusetzen. Er persönlich würde im Musik-Campus gern Projekte sehen, die einen gewissen Schmutzfaktor beinhalten, um eine breitere Palette als nur die Wohlstandsmusik abzubilden.

stadtkultur bezweifelt,

dass die Konzeption für den Musik-Campus bei den absehbaren Kosten noch Ressourcen für Produktionskosten der Freien Szene bereit hält. Außerdem wüsste stadtkultur gern, was unter “Wohlstandsmusik” zu verstehen ist. Ein bisschen inkonsequent und paradox erscheint auch, für den Schmutzfaktor ausgerechnet Subventionen der Stadt zu erwarten. 

Friedrun Vollmer (Direktorin der Westfälischen Schule für Musik)

erklärt in einer Podiumsdiskussion bei der online-Zeitung RUMS (sinngemäß):  Möglicherweise sind wir, die wir uns hier mit viel Verve und Energie für dieses Projekt einsetzen, gar nicht mehr dabei, wenn dieser Ort entstanden ist. Und trotzdem tun wir das, weil wir für wichtig halten, dass es einen solchen Ort in Münster gibt.

stadtkultur fragt:

 

bisher hat die WSfM argumentiert, dass bereits heute eine große Raumnot für die Institution existiert. Mit dem Warten auf den Musik-Campus werden die zu Recht beklagten eingeschränkten und teilweise prekären Arbeitsbedingungen für zehn bis zwölf Jahre fortgeschrieben. Wie sehen das die aktuell Lehrenden,  Lernenden, die Konzertierenden und die Verwaltenden?

Die von stadtkultur favorisierte dezentrale Variante würde mit einem geeigneten Zusatzbau an der Himmelreichallee in sehr viel kürzerer Zeit eine Premiumlösung für die WSfM bedeuten.